1996 erschien der historische Roman "Die Päpstin". Schnell wurde das Buch von Donna Woolfolk Cross zum weltweiten Bestseller. Jetzt kommt die Verfilmung von Regisseur Sönke Wortmann in die deutschen Kinos.
Amerikanische Produzenten hatten mehrere vergebliche Anläufe genommen - jetzt ist der Stoff von den Deutschen Martin Moskowicz und Oliver Berben (Neue Constantin Film) und unter der Regie von Sönke Wortmann verfilmt worden. Freilich ähnelt der Film großen Hollywoodproduktionen und ist wohl auch für den internationalen Mark gedacht. Neben der deutschen Schauspielerin Johanna Wokalek ("Barfuß", "Der Baader-Meinhof-Komplex") gibt es ein internationales Ensemble zu sehen, darunter David Wenham ("Herr der Ringe", "Australia"), John Goodman ("Shopaholic", "The Big Lebowski"), Iain Glen ("Lara Croft – Tomb Raider", "Resident Evil") oder Anatole Taubman ("Luther", "Mein Name ist Bach").
Hoch begabt, aber missachtet
Johanna wird im Jahr 814 wird in dem sächsischen Dorf Ingelheim geboren. Ihr Vater, ein herzloser Priester und Familiendespot, träumt davon, dass seine Söhne eines Tages in ein Kloster aufgenommen werden. Die hoch begabte Johanna ignoriert er. Doch das Mädchen will die Bibel lesen und lässt sich von ihrem Bruder Matthias Lesen und Schreiben beibringen. Als der Junge krank wird und stirbt, scheint es für Johanna keine Perspektiven mehr zu geben. Erst der Gelehrte Aesculapius, der das Dorf besucht, bringt einen Lichtblick in ihr Leben. Beeindruckt von ihren Lateinkenntnissen und ihrem Scharfsinn beginnt Aesculapius sie zu unterrichten. Als er nach Griechenland geschickt wird, empfiehlt er der Domschule, Johanna aufzunehmen. Doch der Vater schickt statt ihrer seinen Sohn Johannes an die Scola nach Dorstadt. Johanna flieht aus dem Dorf und geht ebenfalls nach Dorstadt. Dort erlebt sie, wie sehr Frauen vnn der mittelalterlichen Gesellschaft als minderwertig und dem Manne unterlegen betrachtet werden."Wie kann denn die Frau dem Mann in der Schöpfung untergeordnet sein", sagt sie, "wenn man bedenkt, dass sie aus Adams Rippe gemacht wurde? Adam hingegen wurde aus feuchtem Lehm geknetet."
Aus Freundschaft wird Liebe
Mit diesen Worten beeindruckt sie sogar den vor allem an weltlichen Genüssen interessierten Bischof und wird doch noch in die Schule aufgenommen. In Graf Gerold findet sie einen Unterstützer. Er nimmt sie in seinem Haus auf, und zwischen den beiden entwickelt sich eine Freundschaft, aus der im Laufe der Jahre sogar Liebe wird. Als Gerolds Frau davon erfährt, arrangiert sie eine Hochzeit für die Rivalin - heimlich, während ihr Gemahl auf Reisen ist. Die Zeremonie ist noch im Gange, da überfallen die Normannen die Stadt und metzeln alles nieder. Johanna ist eine der wenigen Überlebenden. Nun ist sie sich bewußt, dass sie als Frau ihre Wünsche nicht verwirklichen kann. Sie schneidet sich die Haare und geht als Mönch verkleidet nach Fulda, wo sie ins Kloster eintritt. Dort lebt sie viele Jahre als angesehener 'Mediziner', doch schließlich droht ihre Identität aufgedeckt zu werden. Johanna flieht. Sie pilgert nach Rom. Sie engagiert sich für die Armen, heilt viele Menschen und wird dann auch zur Behandlung des schwer kranken Papstes Sergius gerufen. Nachdem sie ihn erfolgreich kuriert hat avanciert sie zu seinem 'Berater' und später sogar zu seinem 'Nachfolger'. Zur gleichen Zeit trifft sie in Rom Gerold wieder, und ihre Liebe erwacht aufs Neue...
Düsteres Mittelalter, überzeugende Bilder
"Die Päpstin" ist ein Film mit vielen beeindruckenden Momenten . Das Szenenbild wirkt faszinierend. Das Leben im Dorf, im Kloster oder später in Rom - die ebenso opulenten wie auch düsteren Bilder des Mittelalters überzeugen in jeder Einstellung. Schauspielerisch hingegen ist Sönke Wortmann nicht der große Wurf gelungen. Kein Ensemblemitglied sticht wirklich heraus. Johanna Wokalek war zwar begeistert, die Rolle der Johanna zu spielen und den Kampf einer ehrgeizigen Frau zwischen Glaube, Liebe und später sogar Identitätsverschleierung zu zeigen: "Ich möchte in dieser Zeit nicht unbedingt eine Frau gewesen sein. Der Film zeigt, was für eine Kraft Johanna entwickeln musste, um ihren Weg zu gehen. Das hat mich unglaublich beeindruckt." Und dennoch: auch wenn die Hauptdarstellerin gute Momente zeigt, wirkt sie zu weiblich, als dass man ihr die Rolle des unentdeckten 'Mannes' in den Reihen der Kirche abnehmen würde. Zudem überfrachtet die Musik das Geschehen mit künstlicher Emotionalität, was völlig unnötig ist, weil der Film für sich spricht. Regisseur Sönke Wortmann hält sich weitgehend an die Romanvorlage, und man muss kein Experte sein, um dem Film einen großen Erfolg an den Kinokassen vorauszusagen. Auch wenn Historiker und Kirchenexperten bestreiten, dass sich die Geschichte um die Päpstin so zugetragen - ja, dass es eine Päpstin überhaupt jemals gegeben hat.
Redaktion: Vampir Luke
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